Christine hat es auf den Punkt gebracht: es geht beim Nähen (und Bloggen!) nicht darum, möglichst viele Raffinessen und Neuigkeiten vorzuführen, sondern seinen persönlichen Stil umzusetzen. Und da ist jemand, der (oder in den meisten Fällen die) selber näht, klar im Vorteil, weil man genau das produzieren kann, was man möchte. Wenn man sich nicht durch Gedanken wie „ist das nicht zu langweilig?“ oder „so langsam musst du aber mal was Neues zeigen“ aus dem Konzept bringen lässt.
Ich mag es auch eher schlicht. Deshalb ist ein Oberteil wie dieses genau mein Ding. Den Stoff fand ich neulich zufällig auf einem Restetisch: eine bedruckte Baumwolle, die nach einmaligem Waschen noch nicht so weich ist wie ich sie gerne hätte, aber das wird erfahrungsgemäß noch werden.
Der Schnitt ist derselbe wie bei meinem grauen Shirt aus dem vorigen Post – warum das Rad neu erfinden, wenn es doch prima rollt? Aber ich habe auch dieses innere Stimmchen vernommen, das mir sagte: „In einer Stunde fertig? Das ist doch viel zu einfach! Willst du da nicht doch noch was drauf machen? Sonst ist da doch rein gar nix dran!“
Zum Glück habe ich nicht drauf gehört. Denn erstens werde ich in nächster Zeit das Shirt (genau wie eins aus einem lila Leinenrest, der von diesem Kleid übriggeblieben ist) vermutlich sowieso nur unter einer Jacke tragen. Zweitens habe ich mehr als genug Ketten, Anstecknadeln und Tücher, um es je nach Lust und Laune zu stylen. Und drittens ist diese schlichte Variante das, was mir am besten gefällt.
Manchmal bin ich regelrecht erschlagen von der Vielzahl an Schnitten, die mittlerweile im Internet gezeigt werden. Oft kann ich die Unterschiede gar nicht erkennen; dabei hilft es mir auch nicht, dass vor allem die Indie-Anbieterinnen ihren Schnittmustern fantasievolle Namen geben, die oft mit „Frau …“ anfangen und die ich immer verwechsle. Nehmt es mir nicht übel, aber ich bleibe lieber bei meinem Satz von Grundschnitten, die ich mir mit der Zeit an die eigenen Bedürfnisse angepasst habe. Gelegentlich experimentiere ich mit Längen, Weiten oder Ausschnittgrößen, um einen bestimmten Look zu erzielen. Das geht auch manchmal schief, aber dann war es halt meine Schuld. Dann ist „Make it Work“ angesagt, wie Tim Gunn bemerken würde, und das ist ja auch eine reizvolle Herausforderung.
Von Zeit zu Zeit entscheide ich mich aber auch mal zu einem neuen Schnitt (obwohl ich sowohl das Kopieren von Zeitschriftenmustern als auch das Zusammenkleben von pdf-Seiten nicht so liebe), und den werde ich hier bestimmt mit der gleichen Begeisterung zeigen. Versprochen.
Zum Beispiel beim Me-Made-Mittwoch, bei dem es heute passenderweise um Alltagskleidung geht. Obwohl zumindest bei uns in NRW ein Feiertag ist ;o)
Ein sehr tolles Blusenshirt. Der Stoff ist der Hit und bringt den Schnitt ganz groß raus. Deinen Gedanken zu immer neuen Schnittmustern etc. kann ich nur zustimmen. Es ist gut, wenn man für sich selber hinterfragt was man wirklich trägt und was zu einem passt. Ich habe mich auf Schnitt von Vogue etc. eingeschossen. Da weiss ich was ich bekomme (Schnittmuster mit Nahtzugabe und vielen Passzeichen) und ich mag mich nicht mehr abmühen mit Schnittmusterzeitschriften und pdf-Schnitten zum selberkleben. LG Kuestensocke
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Nahtzugabe ist ein gutes Stichwort. Mir hat damals meine Mutter das Nähen anhand von Burda-Schnitten beigebracht, und es ist mir so in Fleisch und Blut übergegangen, an Schnittteilen mit mindestens einem Zentimeter Abstand entlangzuschneiden, dass ich das auch schon bei Schnitten gemacht habe, bei denen die Nahtzugabe enthalten war. Und dann bekommt man einen Sack ;o)
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Liebe Ulla,
da freue ich mich, dass ich nicht die Einzige bin, die sich mit solchen Gedanken herumschlägt 😉 Dein Shirt ist gerade wegen seiner Schlichtheit sehr schön und ich stimme Dir absolut zu: Mit Schmuck, Tüchern und anderen Kombipartnern kann man daraus viel mehr unterschiedliche Outfits zusammenstellen als bei einem Kleidungsstück, das nichts anderes neben sich verträgt.
Schöne Grüße
Christine
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Mir gefallen schlichte Oberteile auch ausgesprochen gut, sind diese doch meistens die absoluten Kombi-Burner. Toll, dass Du Dir Grundschnitte angelegt hast. Ich bin dafür zu faul, ärgerlicherweise. LG, Tanja
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Was für ein schönes Shirt! Ich finde es gar nicht so schlicht, es lebt doch schon allein durch die Farbe!
Mir ist erst bei Deinem Post aufgefallen, dass ich zwar einige schöne Ketten habe, die oft aber gar nicht trage, weil ich eben eher was gemustertes anhabe und die Ketten da gar nicht zur Geltung kommen würde! Also mehr Schlichtes nähen!
Ich mag Deinen Ansatz sehr gern und gehe gleich mal stöbern, was Du noch so schönes gezaubert hast.
LG Nadi
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Total schön!!
Ich liebe rot und bei diesem schlichten Shirt kommt es noch mehr zur Geltung. Würde ich sofort so anziehen. Ohne Gedöns.
Interessante Gedanken zum Thema Nähen. Hab ich gern gelesen.
LG
Astrid
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Genau, schlicht ist einfach schön, denn was nutzt die kunstvollste Verzierung, wenn das Stück hinterher nicht zu einem passt.
LG von Susanne
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