Picasso und ich

Was haben Picasso und ich gemeinsam? Nicht viel vermutlich. Er ist ein berühmter Künstler und ich bin … nicht ganz so berühmt. Er hatte viele Lebensgefährtinnen, die er meistens nicht gut behandelt hat und denen er nicht treu war, während mein Mann nach beinahe 45 Jahren mit mir hoffentlich ein positiveres Urteil fällen würde. Aber er liebte Südfrankreich – wie ich auch, obwohl ich mir dort kein Schloss leisten kann – und er hatte eine blaue Schaffensperiode. Was mich zum heutigen Thema bringt.

Beim Hochladen meiner Fotos fiel mir nämlich auf, dass ich in letzter Zeit fast nur blaue Sachen genäht habe. Zum Beispiel diesen Raglan-Pullover, der gleichzeitig eine Maßnahme zur Resteverwertung ist. Vorder- und Rückenteil stammen aus den Überbleibseln meiner kuschligen Strickjacke:

Auf diesem Foto sieht sie grauer aus als in Wirklichkeit

Für die Ärmel reichte es aber nicht mehr. Zum Glück fand sich dafür noch ein ordentliches Stück blauer Sweat in meiner Reste-Sammlung, aus dem ich dann auch die Bündchen am Hals und an der Taille genäht habe.

Der Halsausschnitt ist ziemlich weit geworden. Ich finde nämlich, die halsnahen ‚klassischen‘ Sweatshirt-Ausschnitte stehen mir nicht. Dafür habe ich mir ein Longsleeve genäht, das dieselbe Halsform hat, aber einen Tacken enger ist. Der Jersey dafür muss ungefähr so lange in meinen Beständen geruht haben wie Dornröschen im Tiefschlaf lag, denn ich kann mich überhaupt nicht erinnern, wann und wofür ich ihn gekauft habe. Aber zu diesem Pullover passt er ideal und musste nicht erst von einem Prinzen wachgeküsst werden, das kann mein Overlocker auch.

Wie man hier sieht, habe ich ihm noch eine Verzierung gegönnt, die aber momentan nie zu erkennen ist, weil mir viel zu kalt ist für einen Soloauftritt dieses Shirts. Im Gegenteil, ich habe aus den letzten Resten noch ein Tank-Top genäht (früher hätte man ganz prosaisch ‚Unterhemd‘ dazu gesagt), das ich darunter tragen könnte, wenn es tatsächlich Winter wird.

Was man hier noch ganz schwach erkennen kann ist die Nahtlinie, wo ich auf dem Rücken einen Streifen anstückeln musste, weil es sonst nicht gereicht hätte. Da wäre Picasso vielleicht kreativer vorgegangen, aber dieses Kleidungsstück wird ja nicht im Museum hängen, sondern vermutlich von niemandem (bis auf meinen Mann vielleicht) gesehen werden.

Solchermaßen für einen vielschichtigen Lagenlook gewappnet kann ich jetzt getrost blau machen und abwarten, was die anderen bei Du für Dich am Donnerstag diese Woche zeigen. (Übrigens hatte Picasso nach der blauen eine rosa Periode. Mal sehen, was meine Bestände in der Hinsicht hergeben.)

Autor: Ulla

Immer auf der Suche nach kreativen Ideen

Hinterlasse einen Kommentar